Hundert Jahre später …inspirieren die Märchen der Gebrüder Grimm eine australische Autorin
Eine australische Kinderbuchautorin
deutscher Abstammung
Olga
Dorothea Ernst, eine frühe australische Kinderbuchautorin, war von der reichen
deutschen Kultur ihrer Kindheit geprägt. Deutsche Einwanderer, die ab den
1850er Jahren in Melbourne ankamen, brachten einen hohen Grad technischer
Kenntnisse und Fähigkeiten mit und leisteten damit ihren Beitrag zum
kulturellen Reichtum der Kolonie Victoria. Als Forscher, Künstler, Autoren,
Dichter and Wissenschaftler schufen sie die Grundlagen für viele Melbourner
Institutionen, als da sind die Sternwarte, der Botanische Garten, der
Zoologische Garten und die Königliche Wissenschaftliche Gesellschaft von
Victoria. In dieser Atmosphäre wuchs Olga Ernst auf.
Olga
fühlte sich inspiriert, ein australisches Märchenland zu schaffen und schrieb
1904 als Sechzehnjährige das Buch ‘Fairytales from the land of the Wattle’
[‘Märchen aus dem Land der Akazien’]. Sie übernahm sehr geschickt viele der
althergebrachten Feengestalten aus den Erzählungen der Gebrüder Grimm und
versetzte sie zum Entzücken der australischen Kinder in die australische
Buschlandschaft. Sie schrieb im Vorwort zu ihrem Buch: ‘Diese sind in der Hoffnung geschrieben, dass sie … die Anerkennung
derjenigen erlangen, denen eine liebevolle Beobachtung von Bäumen und Blumen,
Vögeln und Insekten und die Verbindung zwischen vertrauten Elementen
althergebrachter Märchenkunde und der australischen Natur zu Herzen spricht.’
Eine Lehrerin schreibt Geschichten
Olga Ernst
absolvierte eine Ausbildung zur Lehrerin und bekam später den Magistergrad von
der Universität Melbourne verliehen. Sie unterrichtete in vielen ländlichen
Ortschaften in Victoria und verband damit die Liebe zur australischen Natur.
Viele ihrer Geschichten haben einen deutlich ‘deutschen’ Charakter. In Olga
Ernsts Texte sind deutsche Anklänge und Metaphern verwoben: Nixen, Windsbräute
und deutsche Ortsnamen. Ihre Tochter Helen Dixon erinnert sich, dass Olga Ernst
zugab, dass die ‘Kinder- und Hausmärchen’ der Gebrüder Grimm, die ihr von ihren
Tanten aus Hamburg als Geschenk geschickt worden waren, einen starken Einfluss
auf sie ausübten. Ihr Schwager, der den Einfluss der Grimmschen Märchen auf Ernsts
Geschichten ebenfalls feststellte, sagte scherzhafterweise, dass sie ‘grimmiger
als Grimm’ seien.
Ihr Beitrag zu einer australischen
Landschaftsidentität in der Kinderbuchliteratur
Im
Vergleich zu vielen frühen von der britischen Tradition geprägten australischen
Autoren nimmt Olga Ernst als deutsch-australische multikulturelle
Schriftstellerin eine Sonderstellung in der australischen Kinderbuchliteratur
ein. Ihre Liebe zur australischen Buschlandschaft und ihr botanisches und
geografisches Wissen sind eindeutige Kennzeichen ihrer Erzählungen, in denen
sie zutreffend und einfallsreich eine entzückende durch diese Landschaft
untermalte Märchenwelt ins Leben ruft. Es ist daher nicht verwunderlich, dass
Kinder von diesen neuen australischen Märchen begeistert waren, die von Nixen
handeln, die im Yarra-Fluss schwimmen und von Riesen, die über Baumfarne in den
Regenwäldern von Victoria stapfen.
Translated by Mr. Herbert Mees, B. Arts
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